TENKARA UND DIE GROSSEN FISCHE - Tenkara AUSTRIA

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ALLES ÜBER TENKARA
TENKARA UND DIE GROSSEN FISCHE
Große, kampfstarke Fische an einer langen und dünnen Rute ohne Rolle, ohne Backing nur mit einer fixen Leinenlänge ?
Es ist eine der am meist missverstandenen Vorstellung und Mythen, dass TENKARA nur für kleine Fische gedacht ist. Zwar ist es richtig, dass TENKARA vor einigen hundert Jahren von japanischen Fischern erfunden wurde um sehr effizient Fische zu fangen, die ihren Lebensunterhalt sicherten. Damals wurden noch Bambusruten verwendet, aber heute gibt es Kohlefaser-Hochleistungsruten, die speziell für den Fang von wirklich großen Fische entwickelt wurden.
 
 
Nach über 35 Jahren der traditionellen Fliegenfischerei begann ich im Jahr 2013 meinen Fokus auf das klassische TENKARA, also Forellenfischen in einem kleinen bis mittleren Bach, zu legen. Damals dachte ich nicht im weitesten Sinn daran, dass diese Methode auch bei Großforellen, Barben, Aiteln (Döbel), Karpfen und auch Hechten einsetzbar wäre, auch sah ich zu diesem Zeitpunkt Grenzen, die nicht überschreitbar wären.
 
 
Nach zwei sehr lehrreichen Saisonen am Bach wandte ich mich dann aber größeren Gewässern mit ebensolchen Fischen zu und stelle nun seit einigen Jahren auch den Großen unserer heimischen Gewässern nach. Das geschieht allerdings nicht ins Blaue hinein, sondern systematisch, wohl überlegt, mit dem passenden Equipment , mit speziellem Augenmerk auf Ruten, die auf „BIG FISH“ abgestimmt sind.

Aus meiner Sicht sind für den Fang von großen Fischen 3 Bereiche entscheidend und machen den Erfolg aus und zwar genau in dieser Verteilung:

MATERIAL / BIG FISH RUTEN
BIG FISH – Ruten beginnen bei einer Länge von 4m und mehr und besitzen neben einem sehr sensibles Spitzenteil ein enorm kräftiges Rückgrat, auf das man sich absolut verlassen kann, wenn die richtige Drilltechnik eingesetzt wird. Kombiniert mit geflochtenen TENKARA-Wurflines zwischen 4 und 7 Meter (manchmal auch mehr) und Vorfachstärken bis 0,22 sind solche SetUps Kraftpakete, die auch Sicherheit geben.

Diese langen, flexiblen und kräftigen Ruten mit einem längeren Handgriffteil, um die Rute besser am Ellbogen einstützen zu können, federn durch ihre weite Biegekurve die Fluchten ab und ermöglichen es, den Fisch auch gezielt zu führen.

Denn wenn der Fisch merkt es geht nicht mehr weiter nach vorne, dann beginnt er zu kreuzen, bzw. lässt er sich in einem weiten Bogen umlenken. Daher arbeite ich nie gegen den fliehenden Fisch, sondern „ziehe“ ihn in die Richtung in die er schwimmt. Das irritiert den Fisch und er ändert seine Fluchtrichtung. Durch Umlegen der Rute reagiere ich und arbeite wieder in seine Fluchtrichtung. Es ist auch festzustellen, dass die Fische nach dem Biss sehr oft von der Oberfläche, dem Mittelwasser in Richtung Gewässerboden flüchten, oder auch bei der Flucht nach vorne unweigerlich durch den Druck der Rute regelrecht „ausgehebelt“ und so gewaltig aus dem Konzept gebracht werden.

Die Wurftechnik mit 4m+ Ruten ist nicht mehr langsam sanft und behäbig wie bei der Bachfischerei, sondern erfolgt dynamisch aus dem Ellbogen- und auch Schultergelenk, da ja die TENKARA-Wurfline kein Gewicht hat, mit dem gearbeitet werden kann, sondern alleine die Dynamik der Rute die Line auflädt und auf Distanz bringt. Beim Nymphenfischen oder dem Fischen mit kleinen und mittleren Streamern ist das Gewicht des Köders auch von Vorteil um die Rute aufzuladen.

Echte BIG FISH Ruten sind leider bei keinem Händler in Europa zu bekommen, daher habe ich nach längerer Recherche und Email-Verkehr mit TENKARA-Fischern, die mit solchen Ruten aktiv sind und Erfahrungen haben, passende Ruten mit 4m / 4,5m und 5,2m und einer Aktion von 7:3 und 8:2 (7 bzw. 8 Rutenteile sind steifer und 3 bzw. 2 Rutenteile sind weicher und sensibler) aus Amerika importiert (DragonTail Tenkara / Tenkara Outfiters Advenure / Wasatch Tenkara Rods / Zen Tenkara).

MATERIAL / WURF-LINES
Bei den TENKARA-Schnüren nur geflochtene Schnüre in flou-orange-rot verwenden um  den Drill des Fisches besser verfolgen zu können.
Geflochtene Lines haben am der Spitze einen
Durchmesser von meist 0,28 bis 0,30 mm und am Beginn von 0,40 - 0,58mm, eine Tragkaft von 5-6kg und ein Gewicht von 1,1 – 1,5g.

MATERIAL / SIGHTER (Sichthilfe !)
Speziell beim Nymphenfischen binde ich nach der Wurf-Line einen Sighter ein (Länge ca.1,0m / #0,25) und daran erst das passende Vorfach.


MATERIAL / VORFÄCHER
  • Lieber eine Vorfachstärke höher fischen und nur gute Qualität beim Vorfach verwenden.
  • Verlässliche Knoten nutzen.
  • Vorfach – speziell beim Nymphenfischen – regelmäßig auf Verschleiß prüfen.
  • In den Längen von 1,5m - 3m und einer Stärke von 0,18 - 0,22.
  • Wenn es auf Hecht oder Barsch geht natürlich raubfischtaugliches Vorfach als Spitzenteil und davor ein #0,40 Monofil verwenden.
 

GRAPHISCHE ÜBERSICHT MATERIAL


ERFAHRUNG / DRILL

  • Rute darf schon beim Anhieb auf solche Fische nicht unter der 10 Uhr Stellung sein. Damit lässt sich das ganze Kraftpotential der Rute vom ersten Augenblick auf den Fisch übertragen.
  • Beim Drill ebenfalls niemals die Rute unter diese 10 Uhr Stellung senken.  Noch besser ist es, wenn die Rute zwischen 11 Uhr und 12 Uhr „eingerastet“ wird, dennso überträgt sich die ganze ankommende Kraft des Fisches in das starke Rückgrat der Rute.






  • Ellbogen beim Drill immer körpernahe halten und die freie Hand ca. 3-4 handbreit oberhalb des Griffes als Widerlager anlegen, aber nicht umgreifen.

  • Darauf achten, dass nicht gegen den Fisch gearbeitet wird, sondern immer mit ihm gearbeitet wird.

  • Niemals (!) die Rute ins Wasser werfen und warten wie der Fisch reagiert und sich dann, wenn er sich beruhigt hat, die Rute wieder zu schnappen und den Drill erneut zu beginnen. Man kann auf die enorme Flexibilität und das kräftige Rückgrat von BIG FISH Ruten vertrauen.
  • Nach Möglichkeit suchen dir einen Standort von dem du aus fischt, wo man Bewegungsfreiheit hat und bei Bedarf dem Fisch auch folgen kann.

ERFAHRUNG/ DIE LANDUNG
  • Immer einen Kescher verwenden !
  • Erst dann in die Schnur greifen und den Fisch das letzte Stück mit der Leine in der Hand über den Kescher führen, wenn er wirklich kescherfähig ist. Ungeduld und Hektik ist fehl am Platz.

  • Die Schnur zwar sicher zwischen den Fingern fixieren, aber auch so, dass bei einer neuen Flucht die Schnur blitzartig ausgelassen werden kann und so der Fisch wieder in die Rute geht, also auch die Rute in der 10-12 Uhr Stellung geparkt halten.
  • Ein großer Fisch hat die Kraft, direkt aus dem Kescher zu springen, wenn sich sein Schwanz im Wasser befindet.
    Darum zuerst mit dem Kopf in den Kescher, dann kann der Fisch nirgend wohin.
  • Teamarbeit, speziell bei der Landung, schont den Fisch, vermindert den Stress bei Mensch und dir und außerdem freuen sich dann immer zwei Angler, wenn der Fisch im Netz ist.


BEWEGUNG
  • Manchmal will der Fisch bei seiner Flucht begleitet werden oder es ist ein Standortwechsel notwendig.
  • Hier ist es von Vorteil, sich auf seine Watfähigkeit, Kondition und Watschuhe verlassen zu können.
  • Wasser und sein Untergrund sollten daher bestens bekannt sein.


Es ist schon ein spezielles Feeling und eine extreme Herausforderung mit einem TENKARA Setup einen Barben, einen Hecht oder eine Regenbogenforelle jenseits der 60cm Marke zu haken, zu drillen und auch sicher zu landen. Es ist Adrenalin pur und erfordert richtiges Material, Erfahrung, Glück und manchmal auch die Bereitschaft Beinarbeit zu leisten, wenn der Fisch bei seiner Flucht begleitet werden will.

Wenn diese Punkte verinnerlicht sind, dann steht einer glücklichen Landung des Traum-Fisches meist nur mehr die eigene Ungeduld im Wege.



 
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